Einsatz von Social Software in der Hochschulausbildung

Social Software breitet sich zunehmend aus und die Herausforderung der Lehrenden ist es, die neu zur Verfügung stehenden Lösungen gewinnbringend in den Unterricht einzubauen. Aufgrund der Bologna-Reform nimmt der Anteil des Selbststudiums einen höheren und wichtigeren Anteil an der Gesamtstudienzeit ein. Von Studienabgängern werden nicht nur das notwendige Fachwissen sondern auch auf das Berufsprofil zugeschärfte Kompetenzen erwartet. Kompetenzen sind mehr als Wissen, sie enthalten nebst den Fachkompetenzen auch Sozial- und Methodenkompetenz und nebst Wissen sind Können und Wollen enthalten.

Klassische E-Learning-Bausteine

Die Ausgestaltung der Förderung der Kompetenzentwicklung hängt von der Entwicklungsstufe angefangen vom Novizen bis zum Experten ab. Je nach Stufe sind andere didaktische Mittel kompetenzförderlich. In jeder Stufe muss es gelingen, neue, herausfordernde labilisierende Situationen zu erzeugen. Die Auflösung der Spannung durch die reflektierte Handlung führt zu neuer Erkenntnis und Erfahrung. Dies bedingt eine rollengerechte Begleitung der Lernenden durch die Lehrenden. Bei der Wissensdarbietung haben wir den klassischen Dozierenden bzw. wenn dies über elektronische Plattformen geschieht den E-Instruktor oder E-Teacher. Bei der Begleitung im elektronischen Lernraum übernimmt der Lehrende die Rolle des E-Tutors. Werden durch die Lerngruppe Transferprojekte bearbeitet, so schlüpft der Lehrende in die Rolle des Coaches (bzw. E-Coaches).

PLE (Personal Learning Environment) und LMS (Learning Management System)

Ein PLE hilft dem Lehrenden, eine personalisierte und lehrinstitutsunabhängige elektronische Umgebung einzurichten, um rasch über die wichtigen neuen Ereignisse informiert zu sein und den Zugriff zu allen wichtigen Lernressourcen aus diesem Portal heraus vornehmen zu können. Als zentrale Kommunikations- und Arbeitsdrehscheibe fungiert das LMS für eine spezifische formale Ausbildung. Für den Lernenden stehen nebst den Lernmaterialen auch Kommunikations-Foren sowie die Verlinkung zu allen externen Quellen zur Verfügung. Das PLE sowie das LMS fördern nebst der Selbstkompetenz die kommunikativen Kompetenzen.

Asynchrone und synchrone Kommunikation

Die unterschiedlichen Foren ermöglichen eine zeitunabhängige asynchrone Kommunikation innerhalb der Lern-Community. Nebst der Förderung der kommunikativen Kompetenz können gezielt Sach-/Fachkompetenzlücken gefüllt werden. Die Kommunikation innerhalb der Lerngruppe durch den virtuellen Workspace sowie den synchronen Chat-/IP-Telefon-Austausch fördert insbesondere die sozialen Kompetenzen des miteinander Arbeitens.

WBT (Web Based Training)

Die WBT’s geben den Lernenden die Möglichkeit, sich spezifisches Fachwissen im eigenen Tempo und Zeitfenster anzueignen. Durch die Interaktivität lassen sich reale Situationen simulieren. Mittels der Möglichkeit der Adaption gemäss dem Vorwissen bzw. den gegebenen Antworten kann die Lernzeit optimal genutzt werden. WBT’s ermöglichen die gezielte Förderung der Methoden- sowie Sach-/Fachkompetenz. Die WBT’s können durch Podcast– bzw. Vodcast-Beiträge ergänzt werden, welche sich unterwegs im Sinne des Mobile-Learning auf PDA’s konsumieren lassen.

E-Tests

Die E-Tests geben die Möglichkeit, primär Faktenwissen im Umfeld der Sach-/Fachkompetenz einfach und ohne zusätzlichen Aufwand für die Lehrenden abzufragen. Die Erstellung von E-Tests gestaltet sich jedoch aufwändig, insbesondere wenn der Fokus über die Abfrage des reinen Faktenwissens hinausgehen soll.

Social-Software-Lösungen

Die spannende Möglichkeit, sich über Social-Software-Lösungen über die Klassengrenzen hinweg zu vernetzen, eröffnet die Möglichkeit für Lernende, bereits während des Studiums mit der Fachcommunity in Kontakt zu treten.

Wikis

Wikis lassen sich gut gemeinsam aufbereiten und auch über die Klassengrenzen anderen zur Verfügung stellen. Sie lassen sich auch über verschiedene Jahrgänge hinweg weiter ausbauen. Die Kompetenzförderung erfolgt besonders in den sozial-kommunikativen sowie den fachlich-methodischen Kompetenzen.

Social Collaboration Tools

Nebst den Wikis gibt es heute eine Reihe von unterschiedlichen Social Collaboration Tools, um gemeinsam z.B. eine Mindmap oder ein Word-Dokument usw. zu erstellen. Diese Tools fördern speziell die sozial-kommunikativen Kompetenzen.

Blogs

Lehrende können Blogs einsetzen, um aktuelle oder auch kontrovers diskutierte Themen zu publizieren. Durch die Möglichkeit der Kommentierung können die Lernenden mit einbezogen werden. Sie können damit die kommunikativen sowie Fach-/Sachkompetenzen fördern.

Die Studierenden können einen Blog auch als persönliches Lerntagebuch verwenden, womit die Metakognition angeregt und die Förderung der Selbstkompetenz angesprochen wird.

Social Library

Kommentierte und mittels Tags kategorisierte Literatur bilden einen wertvollen Pool, um besonders in der späteren Spezialisierung im Beruf schnell zu guter weiterführenden Büchern zu finden. Über die Gruppenbildung finden auch soziale Vernetzungen in die Fachcommunity statt. Im Vordergrund steht somit unmittelbar die Förderung der sozial-kommunikativen Kompetenzen und erst mittelbar die Methoden- sowie Sach-/Fachkompetenz durch den Inhalt der Bücher.

Social Bookmarking

Das Internet ist eine schier unendliche Informationsquelle. Das gewünschte zu finden gestaltet sich somit immer schwieriger. Eine gemeinsame Linkpflege mit Kommentierungen mittels einer Netzwerkgruppe innerhalb einer Social Bookmarking Lösung fördert nebst den sozial-kommunikativen Kompetenzen mittelbar die Sach-/Fachkompetenzen.

Social Networking

Die Community of Practice bildet im Umfeld des Software-Engineering eine wichtige Quelle für den Erfahrungsaustausch. Über eine Social Networking Plattform erhalten sowohl Lehrende als auch Lernende die Möglichkeit, sich anderen gegenüber zu präsentieren und mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Somit wird nebst der Selbst- auch die Sozialkompetenz im speziellen gefördert.

E-Portfolio

Ein E-Portfolio gibt dem Lernenden die Möglichkeit, seine Lernleistungen zusammenzustellen und sich selbst zu fragen, was er erreicht hat. Mittels eines persönlichen Blogs wird die Metakognition und somit die Selbstkompetenz gefördert. Durch die selbst zusammengestellte thematische Sicht der eigenen Lernleistung ist eine Selbstdarstellung gegenüber Dritten möglich, was dem ursprünglichen Portfoliogedanken entspricht. Dadurch werden die kommunikativen Kompetenzen gefördert.

Für die Lehrenden eröffnet sich ein weites Experimentierfeld. Zuerst müssen sie sich orientieren und neue Social Software Lösungen persönlich einsetzen. Im Zweiten Schritt sind einige der oben angeführten Möglichkeiten in den Klassen auszuprobieren. Je nach unterrichtetem Thema und der Reife der Studierenden in Bezug auf Social Software können unterschiedliche Mittel zum Ziel führen.

Ein Gedanke zu „Einsatz von Social Software in der Hochschulausbildung

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