Das veränderte Informationsverhalten von uns Konsumenten ist Thema einer aktuelle Studie aus den USA: “Understanding the participatory news consumer” wurde Anfang März 2010 von Pew Internet publiziert. Die Studie basiert auf 2259 durchgeführten Telefoninterviews mit US-amerikanischen Konsumenten über 18 Jahren, das Sample ist repräsentativ.
Die New York Time fasst die Ergebnisse so zusammen: “The New News Junkie Is Online and On the Phone“.
Die Studie zeigt deutlich, dass es einerseits mit der Loyalität der Nachrichtenkonsumenten zu einer Nachrichtenquelle, z.B. einer Zeitung, vorbei ist. 92% der US-Amerikaner nutzen demnach unterschiedliche Platformen und Formate, um an Nachrichten zu gelangen: Nationales und lokales TV, Internet, naionale und lokale Zeitungen und Radio. 46% der Befragten beziehen ihre Nachrichten von vier bis sechs unterschiedlichen Medien, meist einem Mix aus On- und Offline Quellen.
Andererseits werden Nachrichten nicht mehr bewusst konsumiert, sondern eher zufällig: “They seem to access news when the spirit moves them or they have a chance to check up on headlines.” Dieses Verhalten ist sicher auch eine Konsequenz der Vielfalt der konsumierten Medien; dies wird belegt durch die Erkenntnis, dass die Konsumenten kaum favorisierte Websites haben, auf denen sie sich informieren.
Die Entwicklungen rund um das Internet spielt eine zentrale Rolle bei den Veränderungen des Informationsverhaltens:
Soziale Medien machen den Nachrichtenkonsum zu einer sozialen Erfahrung, die Menschen filtern, bewerten und reagieren auf die Nachrichten. Dreiviertel der Befragten geben an, Nachrichten via weitergeleiteten eMails oder über Soziale Netzwerke zu erhalten, mehr als die Hälfte nutzen Soziale Netzwerke aktiv, um Nachrichten zu teilen. 37% beteiligen sich aktiv an der Generierung von Nachrichen und Kommentaren.
Das mobile Internet ermöglicht einen entsprechenden Anytime und Anywhere Konsum. Ein Viertel der Befragten nutzen das Mobiltelefon, um Nachrichten zu konsumieren – das Wetter steht hier an erster Stelle.
Die verfügbaren Technologien werden auch dazu genutzt, Nachrichten zu personalisieren: 40% der Internetnutzer unter den Befragten geben an, dass die Personalisierung der Nachrichten ein wichtiges Kriterium ist.
Zur Informationsüberflutung geben 70% der Befragten an: “The amount of news and information available from different sources today is overwhelming.”
Weitere Details der Studie sind Online odder in der pdf-Version verfügbar.
Zur weiteren Diskussion der Ergebnisse dieser Studie sei auf zwei weitere Quellen verwiesen:
Ganz aktuell beschäftigt sich Hal Varian, früher Professor für Ökonomie in Berkeley und heutiger Chief Economist bei Goolge mit “Newspaper economic: Online and offline“. Er diskutiert vor allem die Entwicklungen imZeitungsbereich und beruft sich dabei auch auf die Studien von PewInternet.
In der Studie selbst wird vom participatory news consumer gesprochen; gemeint ist damit vor allem, dass der Konsument Nachrichten selbst verbreitet und auch (teilweise) selbst generiert. Aber ob damit eine erhöhte Partizipation der Bürger an der demokratischen Gesellschaft im Verständnis der eParticipation erreicht wird, kann bzweifelt werden. Die Stuide zeigt, dass Nachrichten zufälliger und oberflächlicher konsumiert werden. Die stattfindende Personalisierung und damit bewusste Selektion von Nachrichten steht einer differenzierten und vertieften Meinungsbildung möglicherweise entgegen. Mehr heisst also also auch hier nicht unbedingt Besser.
David Gerlernter fasst diesen Aspekt in einem Beitrag zur Zukunft des Internet in der F.A.Z. vom 1. März so zusammen:
“Das Internet, wie wir es heute kennen, ist eine Maschine zur Verstärkung von Vorurteilen. Dabei wissen wir angeblich mehr als je zuvor.”
Der Netzökonom der F.A.Z. schreibt dazu am 16.3.2010: “Die
Zukunft der Nachricht – zwischen Netzwerkfilter und iPhone“